
Internationales Alpen-Adria Treffen
Staranzano (GO) Italien, piazza Dante 4
Samstag, 18.09.2021
Bildung für den Frieden für die Euroregion Alpen-Adria

Das ganze 20. Jahrhundert hindurch haben Kriege, Gewalt, Rassismus, Misstrauen und nationale Grenzen das Zusammenleben in unserer Region vergiftet. Wie echte Viren wurden diese „Viren“ von den verschiedenen Nationalismen, von ethnischer und Geschlechterdiskriminierung, von sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Ungleichheiten, von Negationismus und historischem Revisionismus genährt und verbreitet, aber auch durch Schweigen, Mauern und Trennungen.
Diese „Viren“ sind seit langem in unserer Gesellschaft präsent, die, auch und besonders in dieser Region, die seit mehr als 100 Jahren eine Phase des Übergangs zwischen prekärem Gleichgewicht und immer noch offenen Wunden durchläuft. Aber die Euroregion Alpen-Adria bietet auch die Ressourcen, um diese Krankheit zu überwinden und hilft uns mit der Heilung voranzukommen:
Heilung der Wunden, die die Gewalt des letzten Jahrhunderts im sozialen Gewebe der hier lebenden Menschen hinterlassen hat; Heilung, um den Wert der Mehrsprachigkeit zu erkennen und das Wissen über die Geschichte und die Erinnerung aller anderen Nachbarn wachsen zu lassen.
Heilung, um zu lernen, gemeinsame kulturelle Werkzeuge zu entwickeln, um Erfahrungen zu schaffen, die uns helfen, zusammen zu leben, gemeinsame Projekte für eine Zukunft zu kreieren, die die persönlichen und multikulturellen Ressourcen freisetzt.
Heilung für diejenigen, die wissen, dass ohne Kenntnis der Vergangenheit die Risiken sehr hoch sind, dass eine Zukunft den gleichen Anfälligkeiten wie die Vergangenheit ausgesetzt ist.
Wir wollen unser Immunsystem stärken, nicht nur mit einem anderen Lebensstil, sondern auch mit einem anderen Kultur, frei von Klischees und Stereotypen, indem wir von denen lernen, die diesen Weg bereits in der Vergangenheit beschritten haben.
Aus diesem Grund möchten wir nach der Identifizierung der „Viren“ – mit Beiträgen von verschiedenen Referent*innen am Vormittag – die Möglichkeit bieten, gemeinsam – in den Workshops am Nachmittag – die „Antiviren“ des Friedens zu entwickeln.
PROGRAMM
09.30 Uhr: Begrüßung durch Vertreter*innen der Politik
09.45 Uhr: Einführung in die Konferenz
Corrado Altran, Präsident von Adriatic Greenet, Monfalcone: “Ein konkreter Traum: das Internationale Zentrum für Friedenserziehung im Alpen-Adria-Raum“.
10.00 Uhr: Werner Wintersteiner, Friedenspädagoge, Universität Klagenfurt: “Befreiendes Erinnern”: Erfahrungen aus einem österreich-slowenischen Projekt.
10.40 Uhr: Kaffeepause
11.00 Uhr: Giustina Selvelli, Forscherin an der Universität Ca’ Foscari Venedig: “Mehrsprachigkeit und Mehrfachidentitäten”.
11.30 Uhr: Anna Di Gianantonio, Historikerin und Präsidentin von ANPI Gorizia: “Die Zukunft befreien, indem man die Vergangenheit versteht”.
12.00 Uhr: Diskussion und Einführung in den Workshop des Nachmittags: Partizipative Identifizierung von „Viren“, die für Frieden und Zusammenleben schädlich sind.
13.00 Uhr: Mittagessen (Buffet)
14.00 Uhr: Workshop zu “Antiviren” für den Frieden.
Koordination: Marco Bettoni, Experte für Techniken des multikulturellen Austausches, Basel und Thessaloniki.
18.00 Uhr: Kreativer Abschluss der Veranstaltung
Präsentation typischer lokaler Produkte und Ökotourismus-Stand.
Erfahrungen, Thesen, zentrale Ideen aus den folgenden Büchern dienen als Grundlage für die Vorträge am Vormittag und sind Inspirationsquelle für den Workshop am Nachmittag.
Prinzip der Mehrsprachigkeit: Jeder Vortrag wird in einer Sprache der Region mit Übersetzung entweder ins Englische oder in die beiden anderen Sprachen des Alpen-Adria-Raums gehalten. Mehrsprachigkeit ist auch ein Prinzip des Friedens!
info: schoolofpeacefvg@gmail.com

“WAND DER IDEEN”
Workshops zu verschiedenen Themen mit der OSG-Methode, die, in einem gemeinsamen sozialen Raum, einer sicheren Umgebung, den Teilnehmern ermöglicht, ihre eigenen Ideen zu entwickeln, sie mitzuteilen, zu vertiefen, mit denen anderer zu kombinieren und sie schließlich auf einer großen gemeinsamen „Wand der Ideen“ zu sammeln. Jede Teilnehmerin / jeder Teilnehmer wird in der Lage sein, sich in ihrer / seiner Muttersprache, auf Englisch oder in einer anderen Sprache der Alpe-Adria Euroregion. Es werden Dolmetscher*innen zur Verfügung stehen.


phd arch. Manuela Tomadin
Manuela Tomadin, Architektin, Restauratorin und ehemalige Professorin für architektonische und städtebauliche Restaurierung an der Fakultät für Architektur in Venedig, forscht und arbeitet im Bereich des kulturellen Erbes. Sie konzentriert sich insbesondere auf die Aufwertung des historisch-architektonischen und landschaftlichen Erbes und die nachhaltige Entwicklung der Region in Verbindung mit digitaler Innovation.

Corrado Altran besuchte die Universität von Venedig und studierte Architektur. 1992 war er Mitbegründer und Mitarbeiter des Ecoistituto von Friaul-Julisch Venetien in Udine, Italien, und organisierte Konferenzen, Kongresse und beriet lokale Behörden und Verbände in der gesamten Region. Von 1993 bis 2001 war er Vize-Bürgermeister der Gemeinde Monfalcone, danach bis 2006 Gemeinderat. Von 2007 bis 2008 war er Provinzvorsitzender der Grünen Partei. Neben seiner politischen Tätigkeit widmete er sich der Freiwilligenarbeit und nahm 2001 und 2003 mit dem Verein “Beati i Costruttori di Pace” an friedenserhaltenden Missionen in der D.R. Kongo teil. Ab 2008 arbeitete er als Projektleiter bei der Vereinigung “Peace and Human Rights Tent” mit Sitz in Staranzano (Italien), in der internationalen Bildungsarbeit. Schließlich beschäftigte er sich mit Aktivitäten zur Friedens- und Umwelterziehung, d.h.: er leitete 23 internationale Freiwilligencamps, mehrere europäische Partnerschaftsprojekte, für die NGO Adriatic GreeNet, deren Präsident er 2014 wurde.

Marco Bettoni, Maschinenbauingenieur mit Spezialisierung auf industrielle Kybernetik, Wissenschaftler der kognitiven Wissenschaften (Konstruktivismus) und Pionier des ‘sozialen Wissensmanagements’, insbesondere von Methoden zum Wissensaustausch und zur kollaborativen Problemlösung.

Anna Di Gianantonio ist Vizepräsidentin des Landesinstituts für die Geschichte des Widerstands und der Gegenwart in der FVG. Sie hat für ihre Studien mündliche Quellen verwendet und sich vor allem mit der Geschichte der Frauen während des Faschismus, im Widerstand und nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt.
Bibliographie
2000 zusammen mit Gloria Nemec „Gorizia operaia. I lavoratori e le lavoratrici isontini tra storia e memoria 1920-1947“, Leg.
2005 mit Alessandro Morena, Tommaso Montanari und Sara Perini “L’immaginario imprigionato. Dinamiche sociali, nuovi scenari politici e costruzione della memoria nel secondo dopoguerra monfalconese”, Consorzio culturale del Monfalconese.
2011 mit Gianni Peteani, „Ondina Peteani. La lotta partigiana, la deportazione ad Auschwitz, l’impegno sociale: una vita per la libertà” Mursia, Milano.
2014 mit Iacobelli einen Artikel im Buch „Tutte le anime del mio corpo. Tagebuch einer jungen Partisanin (1943-1945)“, gewidmet der Figur der Partisanin Maria Antonietta Moro.
2016 mit Marco Puppini und Nerina Fontanot “Gegen den Faschismus jenseits aller Grenzen, Hrsg. KappaVu , Udine.
2016 einen Artikel über die Partisanin Giuditta Giraldi, “Ditka”, in dem Sammelband „Il difficile cammino della Resistenza di confine“, der bei Irsmli. 2020, mit Gianni Peteani, „1945 Ich bin schwanger“, Regionalinstitut.

Giustina Selvelli ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für vergleichende Sprach- und Kulturwissenschaften der Universität Ca’ Foscari, Venedig. Sie hatte Lehr- und Forschungspositionen an den Universitäten Nova Gorica, Klagenfurt, Mytilene, Yildiz (Istanbul) und Novi Sad inne. Ihr Forschungsinteresse gilt vor allem der Mehrsprachigkeit und den Sprachen und Literaturen der ethnischen Minderheiten in Südosteuropa.

Univ.-Prof. i. R. Dr. Werner Wintersteiner ist Gründer und ehemaliger Leiter des Zentrums für Friedensforschung und Friedensbildung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Seine Schwerpunkte: Literatur, Politik und Frieden; Kulturwissenschaftliche Friedensforschung, Schwerpunkt Alpen-Adria-Region; Friedenspädagogik und Global Citizenship Education; (transkulturelle) literarische Bildung.